Steinzeitforscher Klek zieht es zum Polarkreis

Zweite Tour im Norden Schwedens im Februar geplant / Ausrüstung wie in der Steinzeit

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„Da ist niemand.“ Markus Klek aus Schramberg zieht es in den hohen Norden von Schweden. Im Februar will der engagierte Paläotechniker aus dem Falkenstein wieder zwei Wochen durch die Schneelandschaften nördlich des Polarkreises wandern. Ausgerüstet wie ein Mensch vor ungefähr 15.000 Jahren. „Du musst Dir vorstellen, das ist ein Gebiet so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen, und da wohnen vielleicht 250.000 Menschen, weniger als in Freiburg.“

Schramberg. In seinem kleinen Haus in Schramberg bereitet sich Klek auf eine weitere abenteuerliche Wanderung im hohen Norden vor. Im Regal liegt eine Mini-Drohne. „Diesmal werde ich alles selbst dokumentieren“, berichtet er. Deshalb habe es sich diese sehr kompakte Drohne angeschafft. „Die passt in die Hosentasche.“ Mit der Kamera an der Drohne, die er per Smartphone steuern kann, hofft Klek besondere Aufnahmen machen zu können, um die Weite der Landschaft zu zeigen. Diese zweite Reise sei eine Fortführung seiner ersten Tour.

Neue Ausrüstung mit Schlitten und Skiern

Gebaut hat er bereits einen neuen Schlitten. Breiter als bei seiner ersten Tour vor einem Jahr. Auch hat er sich aus Birkenholz zwei Skier geschnitzt. Beim ersten Mal war er nur auf Schneeschuhen gewandert.

Statt wie vor einem Jahr mit Rucksack und Schlitten will er dieses Mal das gesamte Gepäck auf dem Schlitten transportieren. Er verspricht sich so mehr Bewegungsfreiheit. Neu in der Ausrüstung ist auch eine in einem Lederbeutel eingepackte Schweinsblase als Wasserbehältnis. „Letztes Jahr habe ich Schnee gegessen, davon gibt es ja genug, habe ich gedacht. Aber ich war immer durstig.“ Er habe das Gefühl gehabt, er sei in einer „Wüste aus Eis“. Mit der Wasserflasche, die er am Körper warmhalten kann, möchte Klek diesem Durstgefühl begegnen.

Skiwandern wie vor 10.000 Jahren

Klek will aus den Erfahrungen lernen und weitere Techniken erproben. So hat er in der Literatur Nachweise gefunden, wonach Skier auf 10.000 Jahre alten Felszeichnungen in China zu sehen sind. Aus Westsibirien gebe es 7000 Jahre alte Darstellungen, die man als Skier deuten könne.

Er möchte zeigen, dass es tatsächlich möglich war, mit der damals bekannten Technik gebrauchstüchtige Skier zu bauen.  Die Stiefel bindet er mit Lederriemen vorne an den Zehen auf den Brettern fest. „So wie bei Langlaufskiern.“

Die Skier seien auch weniger zum Rutschen als zum Gehen gedacht. Wie bei Schneeschuhen gehe es um die Vergrößerung der Fläche, um nicht im Schnee ein zu sinken. Nach dem Bau seiner Skier hat er erstaunt festgestellt, seine Skier und Stiefel wögen etwa anderthalb Kilo je Fuß. „Moderne Skier plus Stiefel kommen auf drei bis fünf Kilo.“

Knebel statt Knoten

Ein anderer Versuch betrifft Verschlüsse: Etwas mit einer Schlaufe oder Knoten zu befestigen, ist mit Fellhandschuhen mühsam. Mit Knebeln oder Scheiben, die man durch Ösen führt, wäre das einfacher. In der Literatur fänden sich Stäbchen, die möglicherweise Knebel waren.

Dienten diese Stäbchen als Knebel? Foto: him

Gefunden haben Archäologen auch Scheiben mit einem Loch, bei denen die Bedeutung unklar ist. Möglicherweise dienten sie zum Befestigen. Unter anderem an seiner Wasserflasche will Klek das nun erproben.

Auch mit Scheiben kann man die Befestigung hinbekommen. Foto: him

Erstes Ziel Sámi Treff in Jokkmokk

Anfang Februar wird Klek mit seinem Kombi in Schramberg losfahren. Erstes Ziel ist Jokkmokk, knapp oberhalb des Polarkreises. Hier ist immer am ersten Februarwochenende ein großes Treffen der Sámi, einem indigenen Volk, das in Schweden, Finnland, Norwegen und Russland lebt.

Seit 1605 finde dieses Treffen statt, erzählt Klek. Die Sámi kämen hier zusammen, um Pelztierhandel zu betreiben und ihre Feste zu feiern. 40.000 Menschen kämen da zusammen. „Ich will dort Rentierfelle kaufen und nach Deutschland für meine Kurse mitnehmen.“

Die Menschen hier im hohen Norden lebten überwiegend von ihren Rentieren. In Kiruna gibt es zudem Bergbau. Aber auch Touristen kämen dort hin, um Ski zu fahren, zum Wandern oder um die Nordlichter zu sehen.

Nach dem Sámi-Treffen will Klek 200 Kilometer weiter nördlich des Polarkreises mit dem Zug bis Abisko fahren, einem Nest mit gerade mal 130 Einwohnern. Von dort wandert er etwa zwei Wochen Richtung Süden. Dabei hat er sich eine Route in der Nähe des bekannten „Kungsleden“-Wanderwegs ausgesucht.

Er rechnet mit Temperaturen so um die Minus 15 Grad. Es könne aber auch Minus 35 Grad sein oder nur um null Grad. Schlafen will er wieder in einem Fellschlafsack mit einer Unterlage aus Fell. Ohne Zelt.

Feuer machen könnte er mit einem „Feuerzeug“ aus Feuerstein und Zunderschwamm. Aber eigentlich brauche er kein Feuer. „Bei der letzten Tour hab‘ ich nur zwei Mal Feuer gemacht, davon war einmal für ein Fernsehteam.“

Werkzeuge und Gegenstände aus der Steinzeit, nachgebaut von Markus Klek. Foto; : him

Zum Essen nimmt er wieder Trockenobst, Speck, Dörrfleisch und Nüsse mit. „Da brauche ich nichts kochen.“  Licht brauche er ebenfalls keines. „Wenn es dunkel wird, gehe ich schlafen.“ Vor wilden Tieren habe er keine Angst, da werde das Feuer oft „überbewertet“. Aber für den Notfall sei es schon gut, wenn man Feuer machen kann.

Begegnungen in der Einsamkeit

Apropos Notfall: Klek hat ein Smartphone dabei. Zum einen, um seine Wanderung zu dokumentieren. Zum anderen aber auch, um im Notfall Hilfe anfordern zu können. Deshalb wandere er auch in der Nähe der bekannten Wanderroute. „Ich kann dann immer abbrechen, wenn es nicht mehr geht“, betont Klek. „Ich lege es nicht drauf an, ich mache keine Survival-Tour.“ Sein Ziel ist, auszuprobieren, ob solche Wanderungen für die Menschen vor 10.000 oder 15.000 Jahren schon möglich waren.

Auf die Einsamkeit freut sich Klek: „Es hat so etwas wie einen meditative Wirkung.“ Und doch: Beim letzten Mal habe er unterwegs Skitourengänger aus Tübingen getroffen „Die haben sich gerade über Parallelwelten unterhalten- und da komme ich um die Ecke mit meiner Steinzeitausrüstung, die haben sich schlapp gelacht.“

Info:  Markus Klek wird auch dieses Mal über seine Facebook-und Instagram-Seiten @markusklek oder auf seiner Internetseite https://www.palaeotechnik.eu/ über die Wanderung berichten und Eindrücke teilen.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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